OFFENER BRIEF an Herrn FIFA Präsidenten Joseph S. Blatter

Sehr geehrter Herr Blatter!

Sie stehen an der Spitze eines sportlichen Weltverbandes, der Millionen von Anhängern auf allen Kontinenten der Erde hat. Eine verantwortungsvolle Tätigkeit, die aber auch ihre Schattenseiten beinhaltet, wenn man den Medienberichten Augenmerk schenken möchte. Aber dies ist nicht der Grund für die Zeilen, die ich Ihnen übermittle.

In regelmässigen Abständen veranstaltet die FIFA die Weltmeisterschaft bei einem Spiel, das gerade wegen seiner Einfachheit – des Bedarfes einiger Spieler, einem Ball und 2 Toren – so bestechend ist. Fussball ist auch der Sport des „kleinen“ Mannes. In keinem mir bekannten Massensport kann der Zusammenhalt und das Interesse solche Formen annehmen wie beim Fussball. Die Idee der gemeinschaftlichen Verbindung von sportbegeisterten Fans um den ganzen Globus scheint jedoch angesichts der Gier nach Geld in die Zweitrangigkeit abzugleiten. Wie gross waren die Vorfreuden über die kommenden und laufenden Spielbegegnungen. Selbst Menschen, die sich nicht als Fans, sondern als interessierte Betrachter dieser Weltmeisterschaft sehen und sahen, sind nicht nur enttäuscht, sondern gar frustriert. Es ist mit der Vergabe der Übertragungsrechte gelungen, in der grossen Gemeinschaft der Anhängerschaft eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu bilden. Die Verfolgung der Fussballweltmeisterschaft auf dem Bildschirm haben Sie mit Ihren Entscheidungen zu einer Frage des Geldes werden lassen. Das Fussballereignis des Jahres hätte auch eine ethnische Zusammenführung der Volksgruppen werden können, wo man gemeinsam Siege feiert oder auch gemeinsam über Niederlagen weinen kann. Die Einheit der Spiele wurde durch die Entscheidung nach dem Faktor Geld auseinandergerissen. Denn zumeist gibt es da einen kleinen Ausschnitt, dort eine kurze Berichterstattung und woanders eine ausgewählte Spielübertragung.

In Ihrem veröffentlichten Schreiben mit dem Titel: „Der FIFA-Präsident und Europa“ vom 22.4.2002 schreiben Sie zum Abschluss: „Fussball für alle, alle für den Fussball“ – und das ist ein Hohn für all diejenigen, die nicht über Pay-TV verfügen.

Mit freundlichen Grüssen
Walter Egon Glöckel

030306

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