Die mißlungene/gelungene Werbung im Münchner Wochenblatt

(Deutschland) Zwischen 400 bis 500 Stück des MÜNCHNER WOCHENBLATT Nr.: 45 vom 9.11.00 erblickte unser Mitarbeiter am 13.11.00 um 12:05 in einem Restmüllbehälter, der gerade entleert werden sollte. In München, der Gollierstrasse vor dem Haus Nr.: 82 standen die Tonnen, der Deckel offen und der Müllwagen schon wartend. Wieder einmal keine Rohstofftrennung, dachte unser Fotograf, als er sich dem genaueren Inhalt widmete. „Ups“ – eine aktuelle Ausgabe der kostenlosen Hausverteilung eines münchner Werbeblattes lag da in originalverpacktem Zustand in einer Vielzahl in der Tonne.

Münchner Wochenblatt mindestens 400 - 500 Exemplare konnten hier vorgefunden werden | Foto: muenchnernotizen.deMünchner Wochenblatt mindestens 400 – 500 Exemplare konnten im Abfall vorgefunden werden

Faksimile aus "Münchner Wochenblatt"Es gibt viele Möglichkeiten, wie die da hineingelangte: etwa die, dass jemand für das Austragen Geld kassierte und sich die Mühe sparen wollte, was am wahrscheinlichsten ist. Aber Vermutungen sollen hier nichts verloren haben. Fakt ist, dass die Verlagsanschrift ein paar Strassen weiter, nämlich in der Elsenheimerstrasse 59 ist und Überschußproduktionen sicherlich in den firmeneigenen Altpapierbehälter wandern. Liegt es an der Bezahlung der Austräger, an der Personalführung, man weiss es nicht. Eines ist jedoch Fakt, dass dieses Magazin für die Haushalte kostenlos ist und sich logischer weise davon ableiten lässt, dass es sich durch Werbung finanziert. Für viele Betriebe bringt aber eine Werbung, die ungesehen in der Mülltonne landet, nicht wirklich viel. Aber alles kann auch ganz anders gewesen sein:

Auf der Titelseite brachte das MÜNCHNER WOCHEBLATT ein Bild eines Berichtes über einen in einer Schlange vorgefundenen toten Jungen, der gefressen wurde. Vielleicht hat sich einfach der gesamte Häuserblock solidarisch erklärt, dass er diese Ausgabe aus Pietätgründen nicht lesen möchte und aus diesem Grunde sich der Zeitung entledigt. Wie auch immer, aber vielleicht hat dieser kleine Artikel den „Werbeausfall“ wieder etwas ausgeglichen.

Reaktion der Werbezeitungsmacher

Wie unserer Redaktion von einem Leser mitgeteilt wurde, war in der Angelegenheit der Darstellung des toten Knaben im Körper einer Schlange der Deutsche Presserat tätig. Es sollen Beschwerden über diese Veröffentlichung dort vorliegen, jedoch die Möglichkeiten dieses Gremiums sehr eingeschränkt sein, da es sich um ein Anzeigenblatt handelt.

Aus diesem Grunde haben wir dort selbst nachgefragt. Herr WEYAND teilte uns mit, dass es richtig sei, dass bezüglich dieser Veröffentlichung des MÜNCHNER WOCHENBLATTES Beschwerden beim DEUTSCHEN PRESSERAT eingingen. Dieser übt die freiwillige Selbstkontrolle gedruckter Medien aus. Dies beinhaltet unter anderem die Wahrung des Ansehens der deutschen Presse sowie die Behandlung von Beschwerden über redaktionelle Veröffentlichungen und journalistische Verhaltensweisen auf Basis des Pressekodex. Nachdem es sich jedoch bei dem MÜNCHNER WOCHENBLATT um ein Anzeigenblatt handelt, können nicht die gleichen Maßnahmen getroffen werden, wie bei anderen Printmedien.

Als Reaktion auf unseren Artikel veröffentlichte das Münchner Wocheblatt diesen Beitrag - zur Vergrößerung anklickenDem Ersuchen um Stellungnahme zu unserem Artikel kam das MÜNCHNER WOCHENBLATT nicht nach. Jedoch veröffentlichte das Blatt am 3.1.2001 den rechts abgebildeten Beitrag, auf den wir durch unsere Leser aufmerksam gemacht wurden.

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