Die Würze der TV-Landschaft brisante Reportage auf Kabel1

K1 die ReportageDie TV-Medienlandschaft ist gross geworden und seit dem Zeitalter des Kabel- und Satellitenfernsehens steigt auch das Werben verstärkt um Zuseherquoten. Bundesländer dringen mit ihren Sendern erfolgreich via moderner Elektronik in die Haushalte, die sich fern des eigentlichen Zielgebietes befinden und werden schrittweise ernsthafte Konkurrenten der etablierten international ausgerichteten Sender. Den Zusehern ein Programm anzubieten, das sich doch wesentlich von anderen Sendern unterscheidet, wird zunehmend schwerer. Es gibt nur eine beschränkte Anzahl guter Filme und die elfundachzigste Wiederholung des Top-Thrillers vergangener Jahre reisst auch keinen vor den Bildschirm. Eigene Produktionen sind gefragt – jedoch der etwas anspruchsvollere Zuseher, der schon von der Feststellung genervt war, dass sich, sobald Werbeunterbrechungen geschaltet werden, sich auch die Dezibelanzahl der Lautstärke erhöht, begnügt sich mit Nachrichten- und Alternativsendern und freut sich auf Sendungen wie zum Beispiel K1 – die Reportage, Stern TV, Spiegel TV, Focus TV aber auch die Süddeutsche ist mit ihren Beiträgen im Rennen wie auch andere Sender wie MDR, die Themenschwerpunkte sachlich fundiert recherchieren und ebenso darbieten. Tatsächlich bieten diese Sendungen eine echte Alternative zu den sonst unbefriedigenden Programmdarbietungen. RTL II war anfangs auch dabei – doch angesichts der vielen Dümmsten und Ungeschicktesten mussten sie vor einiger Zeit der unrichtigen Kommentierung überführt werden.

Gefahrgutklasse 1 SprengstoffDamit leidet die Seriösität, die der wesentliche Faktor der journalistischen Arbeit sein sollte. Es war bei RTL II ein Beitrag über den amokfahrenden Panzerlenker in den USA, der letztendlich von den Sicherheitskräften erschossen wurde. Bei RTL II wurde viele Monate später von einem verletzten Täter gesprochen und dies, obwohl der Fall um die Welt ging und ein Grossteil der Zuseher das wusste. Diese Reportagen, die die TV-Sender nun bieten, sind inhaltlich breit gestreut und stellen zumindest für einige Zuseher die Würze des Fernsehalltags dar. Dass jedoch auch die damit verbundene journalistische Arbeit ein gewisses Risiko in sich birgt, soll dieser Beitrag aufzeigen. Dabei geht es jedoch auch gleichzeitig um die bedauerliche Auseinandersetzung damit, dass Journalismus gegenwärtig in einem nicht zu geringen Anteil mit Missgunst, Neid und Konkurrenzdenken einhergeht und die sachliche Thematik der Information ausser Acht gelassen wird.

Zu den Ereignissen: Im TV Sender KABEL1 wird im Rahmen von K1-die Reportage ein Beitrag mit dem Titel „Abriss in Sekunden – Sprengmeister in Aktion“ ausgestrahlt und folglich zu später Stunde Nächtens darauf wiederholt. Selbst mit der Ausbildung eines Sprengbefugten versehen, findet diese Reportage grosses Interesse. Laut Auskunft der Kabel1 Website zeichnet K1-Autorin Eva DEMMLER für den Beitrag verantwortlich. Dem Betrachter wird eine umfangreiche Dokumentation verschiedenster Sprengvorgänge anschaulich und – darauf liegt die Betonung – vor Augen geführt. Für die Durchführung von Sprengarbeiten sind die gesetzlichen Bestimmungen und Vorschriften entsprechend streng formuliert, da gerade bei solch einem sensiblen Material, wie Sprengstoff es ist, schon kleine Fehler zu grossen Auswirkungen führen können. Umso erstaunlicher war festzustellen, dass bei einer mitgedrehten Sprengung ein Sprengbefugter offensichtlich entgegen der gesetzlichen Vorschrift den Bohrlochbesatz nicht ordnungsgemäss durchführte. Einfach erklärt war folgender Vorgang zu sehen: In ein gebohrtes Loch wird der Sprengstoff, der bereits mit Zünder und Zündschnur versehen ist, eingeführt. Dieser Vorgang heisst in der Fachsprache Bohrlochbesatz. Der Sprengstoff müsste mit einem sogenannten Ladestock (Holz) oder sonst einem geeigneten – nicht funkenziehenden – Material (geprüft und zugelassen) in das Bohrloch eingeschoben werden. Dieser Sprengbefugte bediente sich jedoch eines aufgeklappten Zollstockes, der am vorderen Teil einen metallenen Kantenschutz hatte. Dieses gesetzliche Erfordernis dient der Hintanhaltung einer plötzlichen Zündung und in weiterer Folge der Detonation des Sprengstoffes. Jetzt gibt es die Komponenten, dass einerseits in Anwesenheit eines Kamerateams der Sprengbefugte ausgerechnet bei einer Reportage sich solcher vorschriftswidriger Mittel bei den Sprengarbeiten bedient und somit bei dem einen oder anderen Zuseher den Eindruck erweckt, als würde es sich bei Sprengstoff halt auch nur um einen, irgendeinen unbedeutenden Werkstoff handeln und andererseits – hieraus folgernd – durch diese Handlung eine Gefährdung der Filmcrew bestand.

Um den Sachverhalt im Rechtlichen zu überprüfen, haben wir mit dem Inhaber der Firma Sprengtechnik Oberroithmayr, dessen Inhaber auch Sprengbefugtenlehrgänge veranstaltet, Kontakt aufgenommen. F. OBERROITHMAYR bestätigte uns in dem Gespräch, dass diese Vorgangsweise nicht korrekt ist, wenngleich die Wahrscheinlichkeit des Zustandekommens der Detonation 1:1000 ist. Auch ein Mitglied des Technischen Aufsichtsdienstes der Steinbruchs-Berufsgenossenschaft, das um Weglassung des Namens gebeten hat, gibt in dem Interview an, dass es so nicht sein sollte, da diese Vorgangsweise nicht 100% regelkonform ist. „Bedauerlich, denn solche Beispiele machen Schule“ und in der Praxis werden solche Fehler zur Routine.

Janus FilmproduktionMit diesem Sachverhalt haben wir den ausstrahlenden Sender KABEL1 konfrontieren wollen, um eigentlich nur eine Weglassung der beschriebenen Szene zu erzielen, da sie beim Betrachter ein falsches Bild hervorrufen könnte und letztlich auch, um die verantwortliche Autorin auf die potentielle Gefährdung ihres Teams hinzuweisen. Sehr freundlich liess uns Redaktionsleiter O. KIRCHGESSNER von KABEL1 via H. WIEDNER von der Zuschauerredaktion dann mitteilen, das die Produktionsfirma JANUS Film GmbH den betreffenden Beitrag gefertigt habe und der dortige Redaktionsleiter, Marcel CORNELIUS, dann den Kontakt zu Frau DEMMLER herstellen würde. In dem dann folgenden Telefonat wurde dem Mitarbeiter der Firma JANUS, M. CORNELIUS, der Sachverhalt geschildert. Doch wider das Erwarten, die gezeigte Szene zu analysieren, fragte er:

Und jetzt wollen Sie uns an den Karren?

Von dieser Reaktion verblüfft und überrascht, wollte man doch nur eine Abklärung des Sachverhaltes und nach Möglichkeit ein Standbild übermittelt bekommen. Herr CORNELIUS war zu keiner Fortführung des Gespräches bereit und forderte uns auf, die diesbezügliche Anfrage schriftlich an JANUS zu richten. Dem kamen wir nach und sandten auch dem Redaktionsleiter von KABEL1 eine Ablichtung unserer Anfrage. Von der Produktionsfirma, einem Herrn Ralf HANNIG, erreichte uns dann eine sehr sachliche Nachricht, dass man unserem Hinweis nachgehe und gegebenenfalls die Sequenz ändern werde. Für den Betrag von DM 150.- (75.- Eur) könnten wir von dieser Reportage ein Videoband erwerben.

Gefahrgutklasse 1 SprengstoffWas bleibt ist die Feststellung, dass Angesichts der Medienvielfalt von einer Kollegialität gar nicht mehr ausgegangen wird, sondern es den Anschein hat, als wolle der eine dem anderen nur eines auswischen. Dies in einem Bereich, wo man sich auf das qualifizierte Verhalten eines Sachkundigen verlassen können sollte. Dort dürfte jedoch Routine die Überhand haben. Es erinnerte an einen Fall eines Waffenmeisters der Polizei, der seinen Schülern bei einer teilweise zerlegten Waffe etwas vorführte. Ein Vorgang, den er hunderte, wenn nicht tausende Male machte. Eines Tages vergass er auf eine Patrone, die in der Waffe blieb – ein Schuss brach und ein Mensch starb. Vielleicht findet sich dann eine solche Dokumentation, wenn es gekracht hat, bei einem anderen TV-Sender unter der Rubrik: „Die dümmsten Sprengmeister“ und dort werden die Toten wieder lebendig gesprochen.

021312

Schreibe einen Kommentar