Lexikon Kommunikations- und Medienwissenschaft von Bentele, Brosius und Jarren

Lexikon Kommunikations- und MedienwissenschaftDer Klappentext „Das Lexikon ist als umfassendes Nachschlagewerk für das gesamte Lehr- und Forschungsgebiet der Kommunikationswissenschaft konzipiert. Renommierte Autoren des Fachs bieten Definitionen für die zentralen Begriffe …“ trifft vor allem dahingehend zu, daß nur zentrale Begriffe analysiert und beschrieben werden. Dieses Lexikon gibt zwar generell einen guten Allgemeinüberblick über die Begriffe der Kommunikations- und Medienwissenschaften, jedoch vertieft es sich teils zu sehr in Begriffe, die auch aus dem Alltagsverständnis hergeleitet werden könnten wie zum Beispiel einer unnötigen Ausführung des Begriffes „Kino“ oder diversen Beschreibungen von Filmgenres wie „Fantasiefilm“ oder „Actionfilm“.

Textbeispiel: Fantasy-Film, Filmgenre. Das Kino hatte von Beginn an eine Affinität zu fantastischen Stoffen aus Sagen, Mythen, Märchen, Schauergeschichten u.ä. Der F.-F. bezieht sich explizit auf diese Quellen und spielt mit deren Motiven. In seiner Erzählwelt tauchen fantastische Elemente auf, die nicht der Realität entstammen – Kobolde und Elfen, Monstren und Mutanten, Zeitreisen und Metamorphosen, das zweite Gesicht und Voodoo-Zauber. Neben abenteuerlichen („King Kong“) und komödiantischen („Der Dieb von Bagdad“) Varianten hat der F.-F. sich explizit der Sagen- und Märchenadaption verschrieben („Nibelungen“), präsentiert aber auch Verfilmungen der neuen fantastischen Literatur („Herr der Ringe“, „Harry Potter“, „Die unendliche Geschichte“). Im Extremfall bildet das Kino eigene Mythenwelten aus („Star Wars“). Der Antik- und Barbarenfilm („Conan der Barbar“) enthält viele Fantasy-Elemente. Oft werden Science-Fiction und Horrorfilm als Subgenres des F.-F.s angesehen. (Hans Jürgen Wulff)

Darüber hinaus wird die ausführliche Beschreibung von wichtigen Kommunikationskonzepten wie zum Beispiel einer Definition des AIDA-Modells welches in der Kommunikationsbranche alltäglich verwendet wird, verabsäumt.

Textbeispiel: AIDA, Regel für Absatzkommunikation in der Werbewirkungsforschung (attention – interest – desire – action).

Auch wenn ein paar wichtige Begriffe nicht besonders ausführlich angeführt werden, so haben sich die Autoren besonders bei den Begriffen „Media-…“ und „Medien-…“ ausgetobt und diese überaus detailiert und inhaltlich genau erklärt, sodass auch schon mal eine Definition mehrere Seiten lang sein kann.

Was das Suchen nach einzelnen Begriffen erschwert, ist daß es weder am Anfang noch am Ende des Lexikons ein einfaches Stichwortverzeichnis mit Seitenangaben gibt. So benötigt man unnötig viel Zeit um herauszufinden, ob der gesuchte Begriff überhaupt im Buch vorhanden ist.

Buchauszug

Agenda-Setting, Bezeichnung für die Thematisierungs- bzw. Themenstrukturierungsfunktion der Massenmedien. Die grundlegende These geht davon aus, dass die Häufigkeit, mit der bestimmte Themen in den Medien behandelt werden, sich in der Bedeutung, die diesen Themen vom Publikum zugschrieben wird, abbildet. Damit wird den Medien eine direkte Wirkung zugeschrieben, die sich allerdings nicht auf die Bildung von Einstellungen, sondern auf die Veränderung der Wahrnehmung sozialer Realität bezieht. Die These wurde von Maxwell McCombs und Donald Shaw im Rahmen der Wahlkampfberichterstattung 1968 in Chapel Hill, North Carolina, zum ersten Mal einer empirischen Prüfung unterzogen. Seit dieser Zeit wurden weltweit mehrere hundert Studien durchgeführt, der Ansatz wurde dabei in vielfältiger Hinsicht modifiziert und ergänzt. Im Zuge dieser Ergänzungen wurde auch die Unmittelbarkeit des Effekts infrage gestellt, und es wurde eine Reihe intervenierender Variablen eingeführt. Eine zentrale Differenzierung in Bezug auf den Gegenstand von A.-S. ist die Unterscheidung in Thematisierung, bei der ein Thema durch mediale Berichterstattung öffentliche Aufmerksamkeit erlangt, und Themenstrukturierung, bei der das Publikum die Zuschreibung der Bedeutung („Salience“) eines Themas aus den Medien übernimmt. Unterschiedliche Ansätze existieren bezüglich der Frage, ob es sich bei A.-S. um einen individuellen (Mikro-) oder gesellschaftlichen (Makro-)Effekt handelt. Im Laufe der Forschung wurde auch der Frage Dynamik von A.-S.-Prozessen zunehmendes Interesse gewidmet. In methodischer Hinsicht förderte die A.-S.-Forschung Weiterentwicklungen bei der Kombination von Inhaltsanalyse- und Befragungsdaten, Panel- und Zeitreihenanalysen, dem Einsatz experimenteller Forschungsdesigns und der Netzwerkanalyse. Die Relevanz der Frage, welche Themen öffentlich diskutiert werden, ist heute in der Kommunikationswissenschaft weitgehend akzeptiert. Der Ansatz zeichnet sich durch eine Vielzahl von Schnittstellen zu anderen theoretischen Perspektiven aus, etwa in der kognitiven Psychologie (Framing, Priming), Soziologie (Theorien der Öffentlichkeit) und Politikwissenschaft (Agenda-Building). Dieser historisch gewachsenen multiplen Anschlussfähigkeit und Variabilität steht allerdings eine geringe einzustufende konzeptionelle Schärfe des Ansatzes gegenüber. (Wolfgang Eichhorn)

Um die Grundzüge der Kommunikationswissenschaft zu erfassen ist dieses Lexikon für Neueinsteiger und Laien dieser Branche besonders geeignet. Für Experten und Personen die in diesem Arbeitsbereich schon seit längerer Zeit tätig sind und Studenten in höheren Semestern bietet dieses Lexikon wenig Neues, da viele der angeführten Begriffe auch kostenlos im Internet zu finden sind.

Fazit: Das Buch „Lexikon Kommunikations- und Medienwissenschaft“ der Autoren Dr. Günter Bentele, Dr. Hans-Bernd Brosius und Dr. Otfried Jarren ist eine solide Grundlage für alle Kommunikationswissenschaftler und vor allem Jene, die es noch werden möchten.

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