Im Wartezimmer eines Facharztes

(Österreich) Wer kennt ihn nicht, den Aufenthalt in einem Wartezimmer eines Arztes? Termine werden vergeben und dennoch sitzt man, mehr oder wenig, ungeduldig und wartet, an die Reihe genommen zu werden. Wie verbringt Patient oder Begleitung die Zeit? – mit Zeitunglesen, sofern man Gespräche über Krankenverlauf und Gesundheitszustand nicht mit übrigen Wartenden teilen oder austauschen möchte. Zeitschriften und Magazine als fixer Bestandteil der Wartezimmerausstattung – sollte man meinen. Offensichtlich verbreitert sich jedoch die Gepflogenheit seitens der Ärzteschaft auf diesen Service an den Kunden, sprich Patienten, zu verzichten. So festgestellt in einer Facharztordination. Die Frage nach fehlenden Zeitschriften wurde durch die Ordinationsgehilfin lapidar so beantwortet: man wäre früher an einen Lesezirkel angeschlossen gewesen; jetzt stünden nur noch vereinzelt Magazine zur Verfügung, die von den Beschäftigten selbst mitgebracht werden.

Magazin Miss Nr. 2 aus 2005Diese Printmedien, deren Alter auch schon mal 10 Monate war, führt man sich in Ermangelung aktueller Literatur zu Gemüte. Dabei gilt: Je länger die Wartezeit umso intensiver der Medienkonsum. So kam es, daß selbst ein Suchbild zur Begierde des Betrachters wurde. Einem Originalbild im Magazin „Miss“ war ein verändertes Bild gegenübergestellt, in dem fünf Fehler eingebettet wurden. Das ganze in der Ausgabe 02 vom Februar 2005. Auch ohne Kugelschreiber oder dergleichen schafft es das Hirn diese fünf Fehler zu lokalisieren. Was, wenn anstatt fünf die Zahl Sieben als Resultat festgestellt wird? Erfreulicherweise wird der Leser nicht lange, womöglich bis zum Erscheinen der nächsten Ausgabe, auf die Folter gespannt. Die Lösung des Promisuchbildes fand sich auf Seite 85. Doch mit dem Abgleich hatte man so seine Mühe, denn wird doch im Lösungsbild auch auf die Kaffeekanne verwiesen, obwohl Rehläufe am linken Bildrand gemeint waren. Mißt man vorsorglich die Größe der beiden gegenüber gestellten Fotos nach, so macht man die Feststellung, daß die Bilder in diesem Punkt ident sind. Dennoch sind am unteren Bildrand eindeutig die beiden zusätzlichen Bildunterschiede festzustellen.

Fehlersuchbild in MISSFaksimile vom Promi-Fehler-Suchbild mit Gwen Stefani aus der Zeitschrift MISS Nr.: 2/2005 mit zusätzlicher Fehlermarkierung

Fehlersuchbild in MISSFaksimile: Das Auflösungsbild zur Fehlersuche

Doch die kurzweilige geistige Fesselung bei dieser Bildfehlersuche konnte das zeitweilig aufkommende Szenario, das an ein Kabarett erinnerte, kaum überbieten. So war beispielsweise bei einem Telefonat zwischen der Ordinationsgehilfin und einem Patienten zu hören, daß dieser doch abnehmen sollte, weil er wegen seines Übergewichtes nicht in den Computerscanner passen würde. Es stellte sich dann im Gesprächsverlauf heraus, daß sein Befund die Beine betraf, worauf die Antwort kam, daß er in diesem Fall ja sowieso verkehrt hineingeschoben werden würde. In einem anderen Fall war zu vernehmen: „Ja, was glauben Sie, was mir Patienten alles erzählen und der Befund lautet dann ganz anders„.

Ja, es geht mancherorts schon amüsant zu, wenn man ohne Absicht Zuhörer von Telefonaten derlei Art wird. Und das, weil sich ein paar Sessel, die offene kleine Kabine der Ordinationshilfe auf engstem Raum anmaßen, als Wartezimmer bezeichnet zu werden, wo mancher Wartende am Heizkörper steht, weil im Winter bei Minusgraden multipliziert mit der durchschnittlichen Patientenfrequenz, bei Berücksichtigung der angrenzenden Außentüre, das Ergebnis gerade noch akzeptable Innenwärme ergibt. Resümee: Gengan´s wieda amoi zum Orzt, vorsorglich woarm anzieg´n, lösn´s Föhlerbüda auf und hurchn´s guat zua!“

Die Bilder wurden ausschließlich zur Dokumentation bzw. zur Veranschaulichung des Textes verwendet, das Copyright bleibt davon unberührt und verbleibt bei MISS – Lifestyle Zeitschriften Verlag GmbH.

070401

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