Jakob Hutter – Märtyrer des Glaubens

Faksimile Filmplakat Jakob Hutter und die Hutterer Märtyrer des GlaubensIn der Landeshauptstadt von Tirol, der Stadt Innsbruck, wurde am 5. April 2005 die Österreich-Premiere des Filmes „Jakob Hutter und die Hutterer – Märtyrer des Glaubens“ aufgeführt (Produzent Louis HolzerTaura Film). Die Mischung des Streifens zwischen Dokumentation und Spielfilm beleuchtet ein sehr dunkles Kapitel in der Historie der Römisch Katholischen Kirche, das sich im 16. Jahrhundert in Tirol zugetragen hat und in der dramatischen Verfolgung einer christlich-religiösen Gruppe gipfelte.

Nahezu unbekannt im übrigen Österreich ist die Geschichte der Entstehung der Hutterer, die heute noch als autonome, mit dem Status einer verfolgten, religiösen Gruppe versehen, in Kanada beheimatet sind. Die Umtriebe der herrschenden Klasse inklusive der katholischen Kirchenfürsten, Hunger und Armut waren die ausschlaggebenden Punkte, die Jakob Hutter veranlaßten seinen eigenen religiösen Weg in tiefem Glauben an Gott zu beschreiten. Sein ideologisches Fundament wählte er mit der Bergpredigt und stellte diese in den Mittelpunkt nicht nur seines Daseins, sondern auch derer, die sich ihm als Anhänger anschlossen. Als Ketzer wurden sie verfolgt, eingesperrt, gefoltert, verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Das Märtyrerschicksal traf Hutter am 25. Februar 1536 als er in Innsbruck vor dem goldenen Dachl öffentlich verbrannt wurde; seine Frau folgte ihm etwas später, als sie von der staatlichen Autorität ertränkt wurde. Bemerkenswert der Umstand, daß Katharina Hutter ein Kind gebar, dessen Spur jedoch bis zum heutigen Tage nicht gefunden werden konnte.

Photo der Österreich-Premiere von Jakob Hutter und die Hutterer - Märtyrer des GlaubensPhoto der Österreich-Premiere von Jakob Hutter und die Hutterer – Märtyrer des Glaubens. Von r. nach l. Alois Holzer – Peppi Pittl – Anja Pölzl – Florian Adamski – Georg Randold Götsch – Lukas Zolgar

Patriotismus nimmt in den westlichen Bundesländern der Republik Österreich einen wesentlich höheren Stellenwert ein als im Osten und so findet sich auch ein höherer Anteil von interessiertem Publikum als man es dem Durchschnitt nach bei einem „Heimatfilm“ erwarten würde bei den Aufführungen ein. Aus diesem Grund wurde die geplante Aufführungszeit in Innsbruck und Lienz seit der Premiere bereits zwei Mal verlängert um diesem Andrang nachzukommen.

Produzent Louis Holzer & Landesrätin Dr. Elisabeth ZanonProduzent Louis Holzer & Landesrätin Dr. Elisabeth Zanon

Bei der Premierenaufführung brachte die Tiroler Landesrätin für Kultur, Dr. Elisabeth Zanon, mit sehr klaren und eindeutigen Worten das zur Aussprache, was vor einiger Zeit noch undenkbar gewesen wäre: Die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit, der „dunklen Vergangenheit„, wie sie es bezeichnete, und führte auch aus, daß der Papst Johannnes Paul II. sich auch im Jahr 2000 für diese Greueltaten entschuldigt hat, die im Namen der Katholischen Kirche begangen wurden. Auch wenn der Bischof der Diözese Innsbruck, Dr. Manfred Scheurer nicht das Wort ergriff, so positionierte er sich doch eindeutig für die Kirche durch seine alleinige Präsenz.

Was nun den Film an sich betraf, so dürfte überwiegend der Inhalt das Kriterium sein, der dessen Konsumation rechtfertigt. Als Betrachter hat man den Eindruck, daß dem Regisseur (Thomas Lederer) die Fähigkeit fehlte bei der Produktion die geistige Vorstellung der Szenen und Bilder in der Dimension der Leinwand umzusetzen beziehungsweise zu sehen. Der Zuseher im Kino wird abschnittsweise regelrecht „erschlagen“. Ein übertriebener Einsatz von Heran- und Wegzoomen und „Rundumdreh“ erinnert an Vorlagen, die man aus Aktionstreifen her kennt. Es gibt auch zwei Szenen bei denen der Filmschnitt einmal falsch und ein weiteres Mal als absolut unpassend zu bezeichnen ist. In ersten Fall findet gerade in einem Haus eine nächtliche Zusammenkunft der Hutterer-Anhängerschaft statt, als Klirren von Fensterscheiben zu hören ist. Als Betrachter würde man erwarten, daß im nächsten Moment die staatliche Autorität hereinplatzen würde, um der Verfolgten habhaft zu werden. Statt dessen bricht die Anhängerschaft am nächsten Morgen geordnet zum Weiterzug auf. Als völlig unpassend zu bewerten ist eine Kameraführung, die brennende Scheiterhaufen zeigt und plötzlich sieht man ein Spanferkel am Grill – dies grenzt nahezu an Geschmacklosigkeit. Etwas unglücklich auch, wenn in Leinwandgröße ein und derselbe Schauspieler in einer Rolle des „Bösen“ und ein anderes Mal in der Rolle eines „Guten“ zu sehen ist.

Mit der Besetzung der Hauptrollen durch Florian Adamski als Jakob Hutter und Anja Pölzl als Katharina Hutter wäre eine gute Wahl getroffen. Doch der eigenständige Entwicklungsbereich wurde scheinbar Adamski nicht so wirklich zugebilligt. Kennt man diesen Schauspieler von anderen Auftritten, beispielsweise von der Bühne, dann weiß man um das Potential, das in ihm steckt und von kreativer Entfaltung kann bei dem Film keine Rede sein. Auch wenn nur punktuell ein Aufblitzen von schauspielerischer Leistung vorhanden, so kann Anja Pölzl ein Potential zugesprochen werden, das mit Sicherheit in der Dramatik zu finden sein wird. Alle übrigen Schauspieler wirkten in ihrer Darbietung als aufgesetzt und konnten keineswegs überzeugen.

Florian Adamski & Anja PölzlHauptdarsteller Florian Adamski und Anja Pölzl

Zusammenfassend wäre es empfehlenswert die beiden Filmschnitte zu berichtigen und dem Interessenten die Form der Bildschirmausgabe für den Konsum des Filmes auf DVD anzuraten. Denn eine der wenigen guten Bildeinstellungen und Szenen, die sich am Ende des Filmes bei der Hinrichtung des Jakob Hutter vor dem Goldenen Dachl abspielen, können dem Cineasten auf dem TV-Bildschirm Genüge tun. Wirklich beeindruckend war der Abschnitt in dem von der Kanzel aus die Gebote verkündet wurden, doch leider kann ein Film aus der Sicht eines Kritikers nicht alleine dadurch bestehen.

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